Monday, January 24, 2011

005 PONGAL




Der Mond wird voller
Geht im Westen unter

Orion geht auf


 und plötzlich ist schon der 14. Januar und:

P O N G A L
 (Makara-sankrānti)


das indische Erntedankfest



Die südindischen Feierlichkeiten zu Pongal dauern vier Tage und beginnen an Makara-sankrānti, wenn die Sonne in den Steinbock des indischen Tierkreises eintritt, am 14. Januar. Damit beginnt Uttarāyana, das heißt die Jahreshälfte, wenn der Aufgangspunkt der Sonne sich wieder nach Norden bewegt. Sie wird als die bessere, die Glück verheißende Hälfte des Jahres angesehen, der Tag der Götter. Die andere Jahreshälfte heißt Dakshināyana, die Nacht der Götter, weil sich der Aufgangspunkt der Sonne nach Süden (dakshina) hin verschiebt, in die Richtung des Todes. Pongal oder Makara-sankrānti ist das einzige hinduistische Fest, das nach dem solaren Kalender gefeiert wird.

Pongal bedeutet „überkochen“. Traditionsgemäß wird ein süßer Milchreis gekocht und man lässt ihn überkochen als Zeichen von Überfluss, Wohlergehen  und Feierlichkeit. Dieser süße Milchreis heißt auch Pongal und wird besonders am zweiten Tag gegessen und angeboten, meist mit Cashewnüssen und Rohzucker vom Zuckerrohr.

Der erste Tag, der 14. Januar, wird Bhogi genannt, der Genießer, und ist dem Indra geweiht, dem König der Götter. Wertlose und alte Sachen werden weggeworfen und verbrannt. Ein neues Leben beginnt.



Der zweite Tag des Festes, der 15. Januar, ist der wichtigste und heißt Sūrya Pongal. Sūrya bedeutet Sonne, und so werden an diesem Tag besondere Gebete und Zeremonien dem Sonnengott Sūrya dargebracht.  Morgens sieht man vor den Eingängen der Häuser und Hütten besonders aufwendige Rangolis oder Kolam, mit farbigem Pulver gestreute abstrakte oder konkrete Bilder. Damit werden Götter und Menschen ins Haus eingeladen. Häufig befindet sich im Zentrum eines Rangoli etwas Kuhdung und fünfblättrige Kürbisblüten, als Symbol für Fruchtbarkeit und Opfergabe an die Gottheit. Die Häuser werden besonders gereinigt und geschmückt, und die Menschen tragen neue, frische Kleidung.


Beispiele von Rangolis, die die verschiedenen Elemente von Pongal zeigen – und natürlich müssen sie strahlend bunt sein: 


Zuckerrohrstangen und Opfer- bzw. Dankesgaben



Der Topf kocht über, Zuckerrohrstangen links und rechts, 
und darüber die Sonne.



Und hier die Gaben auf dem Bild oben im Detail:
Kuhdung und Blüten



  

Weitere Rangolis in der folgenden Diashow:







Der dritte Tag, der 16. Januar, heißt Mattu Pongal. Es werden die Kühe und Shivas Reittier, der Bulle (Nandi), geschmückt und verehrt. Deswegen stehen bei vielen Rangolis heute die Kühe im Vordergrund:


  




  

Die Kuh steht für die Welt, für Wohlstand, und Nahrung (Milch, Joghurt, Butterschmalz usw., natürlich nicht das Fleisch!). Die Kuh gilt als eine Form von Lakshmī, der Göttin von Reichtum und Wohlergehen, der Frau von Vishnu. Das folgende Bild zeigt Gaja-Lakshmī, mit einem Elefanten (gaja) auf jeder Seite. Dieses Bildnis befindet sich im Tempel hier im Ashram, dem Ort, an dem Ramanas Mutter begraben ist, ihrem Samādhi Shrine.




Die Kuh gibt uns die so genannten panca-gavaya, die fünf (panca) Substanzen, die von der Kuh stammen und die für die rituelle Verehrung aller Gottheiten verwendet werden: Milch, Joghurt, Ghee (Butterschmalz), Urin und Kuhdung.



Krishna, die achte Inkarnation von Vishnu, ist ein Kuhhirte, und in dieser Funktion heißt der Govinda oder Gopāla; das bedeutet, einer der die Kühe (go) einsammelt und beschützt. 

 http://www.exoticindiaart.com


Im Kuhstall des Ramana Ashrams hängt das folgende Bild von Krishna als Govinda mit einer Kuh:




Dies ist ein Beispiel dafür, dass die beiden wichtigsten Zweige des Hinduismus, die Verehrung von Shiva und Vishnu, keine Gegensätze bilden, sondern sich gegenseitig ergänzen und vollenden. So findet man in allen Tempeln Darstellungen beider Gottheiten, obwohl natürlich eine von beiden vorherrschend ist. Zum Beispiel findet man im deutlich shivaitischen Tempel, dem Grabmal der Mutter Ramana Maharshis, eine Darstellung von Narasimha, der vierten Inkarnation Vishnus. Vishnu tötet als Narasimha, einer Mischung aus Löwe (simha) und Mann (nara), den Dämonen Hiranyakashipu.



Dattātreya gilt als der erste Guru, Ādiguru, eine Manifestation von Shiva, Vishnu und Brahmā (drei Köpfe) und wird immer mit einer Kuh (die Welt) und vier Hunden (die vier Himmelsrichtungen) dargestellt.




Und Ramana selbst sieht man häufig in Begleitung von Kühen, was für alle Gurus und Ashrams typisch ist. Hier sind Fotos von Ramana mit seiner Kuh Lakshmi.




Das Grabmal (samādhi shrine) von Ramanas Kuh Lakshmi befindet sich auf dem Ashram-Gelände, und dort wird heute natürlich auch eine Pūjā  (rituelle Verehrung) durchgeführt.






Und natürlich werden auch die Kühe, die derzeit im Ashram leben, heute geschmückt und verehrt:





Mehr Bilder in der Diashow weiter unten.



Nach einer Legende schickte Shiva einmal seinen Bullen Nandi auf die Erde, um den Menschen zu sagen, sie sollten jeden Tag ein Bad nehmen und eine Ölmassage bekommen und nur einmal im Monat essen. Nandi verwechselte das jedoch und sagte allen statt dessen, sie sollten jeden Tag essen und einmal im Monat baden und eine Ölmassage bekommen. Darüber erzürnte Shiva und verbannte Nandi dazu, auf der Erde zu leben und dem Menschen beim Pflügen und Ackerbau zu helfen. Deswegen erweisen die Menschen heute auch den Bullen ihren Respekt und ihre Dankbarkeit, denn ohne die Bullen hätten die Menschen nicht überleben können. Shivas Fluch war also auch ein Segen. Nichts ist jemals eindeutig in Indien!
Die Schmückung von Shivas Bullen Nandi vor dem Innersten des Tempel, dem Samadhi-Shrine der Mutter Ramanas, war entsprechend spektakulär, ein fest für die Augen und ein gewaltiges Erntedankmonument für Überfluss und Wohlstand. Das folgende Bild zeigt Nandi von hinten in Richtung auf den Schrein:


Und hier sieht man Nandi von vorn,
prächtig geschmückt:




Mehr Bilder als Diashow:






Jetzt ist der Mond fast voll -






und am Mittwoch, dem 19. Januar, ist Vollmond, Pūrnimā,
Zeit für eine weitere Pradakshina um den Arunāchala herum.



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